Grundlagen der Ergotherapie
Ergotherapie beruht auf medizinischer, sozialwissenschaftlicher und handlungsorientierter Grundlage. Fachspezifische Grundlagen werden in Deutschland durch Forschungen im Bereich Ergotherapie und im Ausland in den Betätigungswissenschaften erarbeitet.
Die mechanistische Sichtweise auf den Menschen (der Mensch ist die Summe seiner Körperstrukturen und Funktionen, Störungen in den Betätigungsfeldern werden deshalb auf Störungen dieser Strukturen und Funktionen zurückgeführt) wird innerhalb der Ergotherapie seit Mitte der 1970er Jahre in den USA und Kanada und seit Mitte der 1990er Jahre in Deutschland zunehmend von einer ganzheitlichen (holistischen) Sichtweise abgelöst: der Mensch wird als offenes System gesehen, in dem komplexe Beziehungen zwischen dem Individuum, seiner Umwelt, seinen Aktivitäten und seiner Partizipation (Teilhabe) bestehen. Daraus folgt, dass bei Betätigungsproblemen alle Faktoren berücksichtigt werden müssen, um einen zufriedenstellenden Lösungsweg zu finden.
Ergotherapeuten, die die ganzheitliche Sichtweise vertreten, gehen von folgenden Grundannahmen und Werten aus:
Grundannahmen
- Menschen sind von Natur aus handelnde Wesen
- Aktivität und Partizipation haben einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit eines Menschen
- Menschen können Störungen und Einschränkungen im Handeln erfahren
- Das Handeln kann als Ausgangspunkt für Veränderung genutzt werden
- Die Umgebung kann als Ausgangspunkt für Veränderung genutzt werden
Werte
Ergotherapeuten und -therapeutinnen beraten, behandeln und fördern Patienten jeden Alters, die durch eine physische oder psychische Erkrankung, durch eine Behinderung oder durch eine Entwicklungsverzögerung in ihrer Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit beeinträchtigt bzw. von Einschränkungen bedroht sind. Sie erarbeiten individuelle Behandlungspläne, führen Therapien sowie Maßnahmen der Prävention durch und übernehmen leitende Funktionen in Verwaltung und Management von Gesundheitseinrichtungen.
Arbeitsplätze finden Ergotherapeuten und -therapeutinnen hauptsächlich in Praxen für Ergotherapie, in Vorsorge-, Rehabilitations- und Fachkliniken oder in Gesundheitszentren. Sie sind auch in Pflegeheimen, bei ambulanten sozialen Diensten oder in Wohnheimen für Menschen mit Behinderung sowie in Sonderschulen und Frühförderzentren beschäftigt. Darüber hinaus sind sie an Berufsfachschulen für Ergotherapie und an Hochschulen tätig.
- Jeder Mensch hat das Recht auf Teilnahme an persönlich bedeutungsvollen Aktivitäten
- Einschränkungen vermindern nicht den Wert des Individuums
- Einschränkungen sind nicht zwingend ein Hindernis für eine gute Lebensqualität
- Jedes Individuum hat das Recht, sein eigenes Leben zu bestimmen